Spießer – Was ist das

Spießer – Was ist das

Wie erkennt man einen Spießer und Spiessertum

Spiesser Definition

Ein Spießer ist ein Mensch, dessen Interessen materiell und alltäglich sind und dessen Mentalität aus den Ideen und konventionellen Mainstream-Idealen seiner Gruppe und seiner Zeit besteht. Ihn zeichnet eine geistige Unbeweglichkeit aus, er übernimmt aus bequemer Gewohnheit alles Althergebrachte, schlicht deswegen, weil es nun mal da ist.

„Spießer“ sind weltabgewandte, auf Tradition beharrende Kleinbürger, die zwar „Besonders“ sein wollen, aber sich nicht trauen, aus der Masse unkonventionell herauszustechen. Als einziger sein Auto an einer auffälligen Stelle zu parken, würde er nicht machen, obwohl es erlaubt ist. Die Konventionalität eines Spießers drückt sich in seinen konventionellen Vorstellungen aus. Alles bleibt im Durchschnitt und die Ansichten sind ängstlich, gut bürgerlich. In Gesellschaft zu rülpsen ist dem Spießer peinlich und er wird sich wortreich entschuldigen.

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Woher der Begriff Spießer kommt

Der Begriff Spießer kommt aus dem Mittelalter. Während reicherer Bürger und Adelige in den Städten sich mit Pferd und Rüstung bei einem Angriff verteidigen konnten, waren die ärmeren Bevölkerungsschichten nur mit einem Spiess ausgerüstet. Diese Bürger nannte man „Spiesser“.

Irgendwann wurde das Wort zum Synonym für kleinbürgerliche Ansichten.

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Spiesser gibt es nur in fortgeschrittenen Kulturen

Ein Spießer kann in einer sehr primitiven Gesellschaft nicht existieren, obwohl zweifellos Rudimente des Spießertum sogar dort gefunden werden können. Denn es braucht für das Spießertum eine Bevölkerungsschicht, die aufgeschlossener, unkonventioneller und weltoffener als der Durchschnitt ist, und nur gegenüber so einer Schicht kann man einen einfältigen, rückwärtsgewandten, in Traditionen verhafteten Spießer überhaupt orten. So kann man im wissenschaftlich, künstlerisch, weltoffenen antiken Griechenland, zu Zeiten des  Pythagoras, Platon, Sokrates und Perikles sich sehr wohl eine rückwärtsgewandte Spiesser-Schicht vorstellen, die die grossen Geister ihrer Zeit nicht verstanden oder nicht einmal erkannten.

In einem unberührten Stamm im Amazonas-Gebiet oder in Papua Neuguinea gibt es nur und ausschließlich Tradition, eine weltoffenere, zivilisiertere Schicht gibt es nicht, deshalb ist ein Abweichen von der Mainstream-Tradition gar nicht vorstellbar. (Man kann dort entweder alle als Spiesser betrachten, oder keinen) Im allgemeinen setzt das Spießertum einen fortgeschrittenen Zustand der Zivilisation voraus, in dem sich im Laufe der Jahrzehnte bei einer gewissen Schicht unüberprüfte Gewohnheiten auf einem Haufen angesammelt haben und zu stinken beginnen.

Das Spießertum ist international. Es findet sich in allen Nationen und in allen Klassen. Ein englischer Herzog kann genauso ein Spießer sein wie ein amerikanischer Schreiner oder ein französischer Bürokrat oder ein deutscher Bankangestellter. Der Geschmack Lenins oder Stalins oder Hitlers in Bezug auf die Künste und Wissenschaften war ausgesprochen bürgerlich. Ein Arbeiter oder Bergarbeiter kann genauso spiessbürgerlich sein wie ein Bankier oder eine Hausfrau oder ein Hollywoodstar.

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Ein Spießer redet in Plattitüden

Das Spießertum beinhaltet nicht nur eine Sammlung von bürgerlichen Ideen, sondern auch die Verwendung von ausgebleichten Satzformeln, Klischees, Banalitäten, die sie zum Gespräch beitragen. „Das Auge isst mit“ — „Die wollen doch nur unser Geld!“ — „Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte“ — „Kleider machen Leute“

Ein echter Spießer hat nichts als diese trivialen Ideen, aus denen er besteht. Aber es sollte zugegeben werden, dass wir alle unsere Klischeeseite haben; Wir alle im täglichen Leben benutzen Wörter oft nicht als Worte, sondern als Stereotype, als Floskeln. Das bedeutet nicht, dass wir alle Spießbürger sind, aber es bedeutet, dass wir vorsichtig sein sollten, uns nicht zu sehr dem automatischen Prozess des Austauschs von Plattitüden hinzugeben. An einem heißen Tag wird dich jeder fragen: „Ist es nicht heiss heute?“ aber das bedeutet nicht notwendigerweise, dass der Sprecher ein Spießer ist.

Es gibt Situationen, wo wir alle mal mittelmässig sind. Ich habe große Gelehrte, Firmeninhaber und Wissenschaftler getroffen, die in der Cafeteria auf das banalste Grundniveau gesunken sind.

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Hochstehende Kunst ist dem Spießer fremd

Ein Spießer kennt und interessiert sich nicht für hochstehende Kunst, einschließlich Literatur – sein Wesen ist un-künstlerhaft. Er schaut nur Mainstream Filme, er hält Matthias Schweighöfer für einen grossen Schauspieler, er lacht über Eckhart von Hirschhausen, liebt Helene Fischer und lässt an Beerdigungen „I did it my way“ abspielen.

Man kann zwar manchmal schon aus einer einzigen Eigenschaft auf das Spiessertum rückschliessen, aber in der Massierung von solchen Eigenschaften wird es immer wahrscheinlicher. Ein Mensch, der Gartenzwerge in seinem Vorgarten hat, ist ein Spiesser, aber umgekehrt hat nicht jeder Spiesser Gartenzwerge im Vorgarten.

Der Spießer ist in seinem leidenschaftlichen Drang, sich anzupassen, dazu zu gehören, sich anzuschließen, zwischen zwei Sehnsüchten hin- und hergerissen: Einerseits so zu handeln, wie jeder es tut, das zu bewundern, was alle bewundern dieses oder jenes zu benutzen, weil Millionen von anderen Menschen es tun; Oder andererseits sich danach zu sehnen, zu einem exklusiven Set zu gehören, zu einer Organisation, zu einem Club, zu einer Hotel-Memberschaft oder einer Kreuzfahrtschiff-Gemeinschaft (mit dem Kapitän in Weiß und wundervollem Essen), und sich an dem Wissen zu erfreuen, dass er am selben Tisch wie der Manager eines Konzerns oder eines europäischen Grafen sitzt. Der Spießer ist oft ein Snob. Er ist begeistert von Reichtum und Rang – „Liebling, ich habe tatsächlich mit einer Herzogin gesprochen!“

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Die homosexuelle Ehe ist immer noch bürgerlich und spiesserhaft

Ich habe noch nie eine befriedigende Erklärung dafür gehört, warum die Homo-Ehe von den Linken der bürgerlichen Ehe überhaupt vorzuziehen ist. Sie, die Liberalen, sollten uns von solchen gesellschaftlichen Konventionen eigentlich befreien, und sie nicht wiedereinführen. Die Linke erkennt diese Albernheit nicht, was sich in absehbarer Zukunft auch nicht ändern wird. Die Linke ist spiessiger als ihr selber lieb sein kann.

letztes Update: 15. Februar 2020